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بسم الله الرحمن الرحيم
Internationale Nachrichtenagenturen berichteten am Dienstag (22.02.2022) über die Ankündigung des Bundeskanzlers Olaf Scholz, die für den Betrieb der Gaspipeline Nordstream 2 notwendige Zertifizierung zu stoppen. Er warnte vor möglichen zusätzlichen Sanktionen und sagte, dass diese Aussetzung eine Reaktion auf Moskaus Anerkennung der beiden Separatistenregionen in der Ostukraine sei. (Al-Hurra und France 24) Der gleiche Bundeskanzler hatte noch am 17.12.2022 seine Weigerung mitgeteilt, den Betrieb der Gaspipeline Nordstream 2 einzustellen oder sie mit der Ukraine-Krise in Verbindung zu bringen und hat sie als „privatwirtschaftliches Vorhaben“ bezeichnet, das nichts mit der Politik zu tun habe. (Deutsche Welle)
Diese Nachricht kam inmitten des jetzigen Ukraine-Konflikts. Dabei ist dieser Nachricht viel weniger wichtig als die Frage um den genannten Konflikt, gemessen am Gewicht der Seiten, die daran beteiligt sind, nämlich Großmächte. Und auch im Hinblick darauf, dass es sich um einen lebenswichtigen Konflikt handelt, der Auswirkungen auf die weltpolitische Lage haben wird, ja sogar auf die gesamte Weltordnung, scheint die Nachricht bezüglich Nordstream 2 weniger relevant. Trotzdem ist es immer noch sehr wichtig, was die Bedeutung von Energie, Öl und Gas, ihre Quellen, die Transportrouten und die Auswirkungen auf internationale Beziehungen und die internationale Lage betrifft.
Energie und ihre Quellen stellen ein heikles und komplexes Thema dar, sind Gegenstand von Studien und Gründe für Auseinandersetzungen mit allen Instrumenten und Optionen politischer Konflikts, manchmal auch mit Mitteln konventioneller Kriege. Und es kann auch zu etwas Gefährlicherem zuspitzen. Daher beschränkt sich der vorliegende Kommentar auf die politische und strategische Bedeutung von Energietransportrouten generell und auf Nordstream 2 im Besonderen. Damit soll die Dimension des Konflikts um Nordstream2 und seine Bedeutung in Bezug auf die wirtschaftliche Macht, die er den entsprechenden Profiteuren verleiht, aufgezeigt werden ebenso wie der diesbezügliche politische Einfluss Russlands auf Europa und die Schwächung des amerikanischen Griffs um Europa.
Die Bedeutung der Öl- und Gastransportrouten
Öl und Gas gehören auch heute noch zu den wichtigsten Energiequellen der Welt, insbesondere für die entwickelten Industriestaaten. Sie werden für Fabriken und Maschinen benötigt, für militärisches Equipment, für Raumfahrzeuge und andere lokale und internationale Transportmittel auf dem Land-, See- und Luftweg sowie zum Heizen, für Licht sowie andere häusliche zivile Zwecke. Bei diesen Quellen handelt es sich nicht nur um bloße Handelsgüter, sondern sind vielmehr strategische Güter. Und der heutige Bedarf an ihnen ist wie Luft zum Atmen. Die ununterbrochene Beschaffung dieser Güter kann die Entfachung von Kriegen und das Vergießen von Blut erfordern. Daher haben die Großmächte und insbesondere die USA, den Ländern, die große Reserven davon besitzen, auferlegt, sie wegen ihres Einflusses auf den globalen Frieden und die globale Sicherheit als internationale Güter zu betrachten. Aufgrund des dringenden Bedarfs nach diesen Gütern und der Rivalität darum, sind sie zu einem Grund für internationale Auseinandersetzungen zwischen diesen Staaten geworden.
Diese Energiequelle hat den Staaten, die sie besitzen finanziellen Wohlstand beschert, was die Bautätigkeiten, den Handel und den Konsum angekurbelt hat. Diese Rohstoffe haben diesen Ländern ein gewisses Prestige unter den Staaten gebracht und den Ländern, die sie importieren ein Produktionswachstum, mehr Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliche Stärke und Kontrolle verschafft. Daher war es für beide Seiten von großer Bedeutung, die Kontinuität von Produktion und Export sowie den Zugang zu den Verbrauchsregionen zu gewährleisten. Länder, die nicht produzieren oder nicht verkaufen können, sind wirtschaftlich rückständig. Und Länder, die nicht in der Lage sind, ausreichend Energie zu beziehen, hinken der Produktion und dem Fortschritt hinterher. Ihr internationaler Status sinkt, was als Sicherheitsbedrohung sowohl für Export- als auch für Importländer gilt. Daher entstand der Begriff der Energiesicherheit. Es bedeutet die Sicherung der Förderung und Produktion, des Exports und der Ankunft, einschließlich der Sicherung der Transport- und Versorgungswege von und zu allen Kontinenten und Ländern der Welt. Gas hat noch eine übergeordnete Bedeutung gegenüber dem Erdöl. Daher werden die transkontinentalen Gaspipelines auch als neue Energieadern bezeichnet.
Daher ist die Sicherung von Transportleitungen ein politischer - und nicht nur kommerzieller oder wirtschaftlicher – Akt. Ihre Bedeutung übertraf das Thema der Energie selbst. Diese Leitungen verkomplizieren den Öl- und Gashandel noch zusätzlich, da abgesehen von den Export- und Importländern noch weitere Akteure hinzugetreten sind, nämlich die Länder, durch die diese Rohstoffe über den Land- oder Wasserweg transportiert werden.
Öl- und Gaskriege
Die verschiedenen Ranglisten der Ölförderländer zeigen, dass sich die Vereinigten Staaten und Russland als größter Ölproduzent abwechseln, gefolgt von Saudi-Arabien. Was den Verbrauch anbelangt, führen die USA die Liste an – vor China. Beide Länder sind auch die größten Erdölimporteure, obwohl sie zu den größten Ölproduzenten gehören, gefolgt von Indien, Japan, Saudi-Arabien und Russland. Was Erdgas betrifft, so sieht die Rangliste der größten Produzenten im Jahr 2019 folgendermaßen aus: USA, Russland, Iran und China. Hinsichtlich des Exports sieht die Reihenfolge wie folgendermaßen aus: Katar, Australien, Malaysia, Nigeria, Indonesien, Algerien und Russland. In Bezug auf den Verbrauch steht Amerika an erster Stelle, gefolgt von Russland. China befindet sich weiter unten. Der Gesamtverbrauch der Länder der Europäischen Union kommt nach den USA und vor Russland. Die Länder, die den größten Einfluss auf den globalen Handelswettbwerb haben und die Interesse an politischen Konflikten in Sachen Öl und Gas wecken, sind die Länder, die von allen am meisten exportieren oder importieren. Die wichtigsten Exportländer sind die Golfstaaten, angeführt von Saudi-Arabien, gefolgt vom Irak (was Erdöl betrifft) sowie Katar und Russland (was Erdgas betrifft). Die wichtigsten Importländer sind die Vereinigten Staaten, die EU-Staaten und China. Anfang dieses Jahrhunderts wurden immense Mengen an Erdgas im östlichen Mittelmeer entdeckt, was die Region in den Fokus der Großmächte rückte, um Einfluss zu nehmen und ihren Reichtum an sich zu reißen.
Daher werden Öl- und Gaskriege im Sinne von wirtschaftlicher Planung und politischer Konfrontation hauptsächlich von den Großmächten, d.h. den Vereinigten Staaten, Russland, China und den großen europäischen Staaten initiiert, um den anderen den Rang abzulaufen oder um Kontrolle zu erlangen und ihren Einflusses auszudehnen. Davon profitieren wirtschaftlich und auch politisch die EU-Staaten und die Export- und Transitländer. Die wichtigsten Konflikte um diese Projekte finden heute zwischen Amerika und Russland statt. China ist ein Kandidat, ebenfalls wichtiger Akteur zu werden, insbesondere nach seinem wirtschaftlichen und technologischen Aufstieg als globaler Konkurrent und nachdem die Volksrepublik mit der Umsetzung ihres riesigen globalen Projekts begonnen hat, nämlich die „Belt and Road Initiative“, die auch als „One Belt, One Road“ bezeichnet wird. Eines der signifikantesten Merkmale dieser Kriege heute sind die riesigen Projekte zum Bau von Energietransportmitteln.
Die wichtigsten dieser Projekte sind:
Das Nabucco-Pipeline-Projekt, das South Stream-Projekt, das TurkStream(ehemals Turkish Stream), Blue Stream, die South Caucasus-Pipeline, die TANAP-Pipeline, die TAP-Pipeline sowie North Stream1 und North Stream 2, die die jüngsten Pipelineprojekte sind.
Nachfolgend sollen diese Projekte kurz vorgestellt werden:
Die Nabucco-Pipeline
Die Idee zur Nabucco-Pipeline stammt aus dem Jahr 2002. Es handelt sich um die Verlegung einer 3.300 km langen Pipeline für den Transport von Erdgas aus Zentralasien und dem Kaukasus, die über Pipelines, die von Usbekistan und Kasachstan nach Turkmenistan führen, dem Hauptlieferanten des Gases. Von dort aus geht das Gas Richtung Westen durch das Kaspische Meer nach Aserbaidschan, das ebenfalls die Pipeline mit Gas versorgt, durchquert den Kaukasus bis nach Georgien, dann die Türkei, von wo die Route nach Europa über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich führt. Dadurch wird russisches Territorium umschifft, zusätzlich zur Reduzierung der Importe aus Russland.
Diese Pipeline ist eine der offenkundigsten Projekte, wenn es darum geht, die Schärfe des Wettbewerbs sowie der wirtschaftlichen und politischen Konflikte zu demonstrieren. Deren Errichtung wurde von Seiten europäischer Staaten vorgeschlagen mit dem Ziel, die Energiesicherheit Europas zu gewährleisten. Das liegt daran, dass Europa dringend auf den Import von Energie angewiesen und von Russland in höchstem Maße abhängig ist, was Russland in vielen Angelegenheiten und Situationen die Macht verleiht, Druck auf Europa auszuüben. Die Idee dieser Pipeline beruht darauf, Gas aus anderen Ländern - außer Russland - nach Europa zu liefern, und zwar ohne russisches Territorium zu passieren. Die Überzeugung von der Notwendigkeit verstärkte sich durch der wiederholte Streitigkeiten Russlands mit der Ukraine, dem damals wichtigsten Transitland für russische Energie nach Europa, und dem daraus resultierenden russischen Druck zum Schaden Europa, wie die Gaskrise, die sich zwischen ihnen 2006 ereignete oder die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine im Winter 2009, was zur Unterbrechung der Erdgasleitungen nach Europa führte. Daher war die Nabucco-Pipeline dringend erforderlich, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Eines der Ziele Amerikas bei diesem Projekt war, Russland einen Schlag zu versetzen. Amerika machte sich an die Umsetzung. Die Europäische Kommission nahm die Sache in Angriff und hat Studien und finanzielle Mittel darin investiert, und von Seiten der Nato wurde das Projekt begrüßt. Eine Umsetzungsvereinbarung wurde im Juli 2009 unterzeichnet. Es ist bekannt, dass dieses Projekt Teil des russisch-amerikanischen Konflikts ist. Also stellte sich Russland diesem Projekt energisch entgegen und vereitelte es. Zuvor hatten die USA und einige europäische Länder ein russisches Mammut-Projekt zur Versorgung Europas mit russischem Gas, nämlich „South Stream“, vereitelt.
Das South Stream-Projekt
Diese Pipeline gehört zu den wichtigsten Pipelines Russlands, um russisches Gas über das Schwarze Meer und Bulgarien nach Süd- und Mitteleuropa zu transportieren. Eines der Motive Russlands für den Bau dieser Leitung war, ukrainisches Territorium zu umgehen und sicherzustellen, dass der Fluss russischen Gases in die betroffenen europäischen Länder nicht aufgrund der ständigen Konflikte zwischen Russland und der Ukraine unterbrochen wird. Hier sei besonders der Konflikt aus dem Jahr 2009 zu nennen ebenso wie der Kampf gegen die Nabucco-Pipeline, die darauf abzielt, ihre Gasexporte zu treffen.
Die Planun war, dass sich diese Leitung mit einer Länge von 930 km über das Schwarze Meer erstreckt, mit einer Kapazität von 63 Mrd. Kubikmeter jährlich, verteilt auf vier Pipelines, die Bulgarien, Ungarn, Österreich, Italien, Kroatien und Serbien versorgen. Trotz der Bedeutung dieser Linie für Bulgarien und ihres wirtschaftlichen Nutzens stoppte sie die Verlegung dieser Pipeline durch ihr Territorium auf Druck Amerikas und der Europäischen Kommission. Es endete dann der heftige Konflikt zwischen dieser Linie und der Nabucco-Linie mit dem Scheitern der beiden Pipelines.
Diese Auseinandersetzungen zwischen Russland und Amerika haben die Spaltung der europäischen Länder hinsichtlich dieser Projekte entsprechend ihrer unterschiedlichen Interessen und Ängste offengelegt. Obwohl Europas Bedarf an russischem Gas Russland ermöglicht, Druck auszuüben, kann sich Europa nicht den USA in ihrer Konfrontation mit Russland anschließen, denn Europa wäre betroffen, wenn der Gasfluss aus Russland unterbrochen wäre. Hinzu kommt, dass Europa vor Amerika nicht sicher wäre. Und den Europäern ist bewusst, dass ihre Befreiung von russischem Druck mehr dem Interesse Amerikas dienen würde als ihrem eigenen. Und das wäre für sie eventuell gefährlicher.
TurkStream und Blue Stream
Nachdem sich das Scheitern der South Stream-Pipeline abzeichnete, beeilte sich Russland damit, die Turkish-Stream-Pipeline anzukündigen. Dies geschah zur Wahrung der Wirtschaft und der Interessen Russlands, indem es den Fluss seines Gases nach Süd- und Osteuropa fortsetzt und um Amerika und einige europäische Länder in diesen politischen Kriegen die Stirn zu bieten. Die Idee des Turkish Stream basiert darauf, russisches Gas in die Türkei über das Schwarze Meer zu liefern, ohne ein Drittland zu passieren, und dann über die türkische Grenze nach Griechenland, um dann in Europa verteilt zu werden. Auch für die Türkei ist dieses Projekt wirtschaftlich und politisch von besonderem Interesse.
Was den Blue Stream betrifft:
Es handelt sich um eine Pipeline mit einer Länge von 1213 km, die die Türkei direkt mit Gas versorgt und vom russischen bis zum türkischen Festland über das Schwarze Meer führt und mit der man die Durchquerung des Territoriums eines Drittlandes vermeidet. Das Pumpen begann 2003 und der Betrieb läuft zusammen mit einer anderen Linie, der Balkan-Pipeline, die von Russland durch die Gebiete der Ukraine, Moldawiens, Rumäniens und Bulgariens führt. Beide Pipelines sind für die Versorgung der Türkei bestimmt. Nachdem sich Russland sicher war, dass die South Stream-Pipeline torpediert wurde, signalisierte Putin 2014, dass er die Gasmenge erhöhen würde, die durch Blue Stream in die Türkei fließt. Es ist wohl ein Wink in Richtung Bulgarien, dass es der Verlierer dabei ist, indem es sich Amerika unterwerfen würde. Und das dadurch, dass es den Durchgang der South Stream-Pipeline durch bulgarisches Territorium verhindert.
Die Südkaukasus-Pipeline, TANAP und TAP
Es handelt sich um eine Reihe von drei unterschiedichen Pipelines bzw. Projekten zur Versorgung mit Erdgas, die in verschiedenen Zeiträumen gebaut und miteinander verbunden wurden, damit sie von Baku in Aserbaidschan bis nach Ost- und Südeuropa reichen. Die erste davon ist die Südkaukasus-Pipeline von Baku am Kaspischen Meer, die über Georgien bis zur Türkei verläuft. Die zweite ist die TANAP-Pipeline, die Gaspipeline, die durch Anatolien verläuft. Sie beginnt an der georgisch-türkischen Grenze und passiert den Osten der Türkei bis zum türkischen Westen. Die dritte ist die Transadriatische Pipeline, die TAP,die an der türkisch-griechischen Grenze beginnt. Sie durchquert Griechenland über die Adria im Westen bis nach Europa. Diese drei Pipelines, vom Anfangspunkt in Baku durch die Adria bis zum Endpunkt in Europa werden als Südkorridor bezeichnet.
Diese Pipeline-Reihe gilt als Konkurrenz für Russlands Pipelines und führt zu Rivalitäten zwischen Russland und Aserbaidschan. Das liegt daran, dass die Importländer es vorziehen, die Bezugsquellen der Energie zu diversifizieren, um nicht als Geisel dem Druck einer Quelle zu unterliegen, die den Preis nach Belieben festsetzt. Europa leidet am Umfang seines Bedarfs an russischem Erdgas und ist äußerst interessiert daran, zusätzliche Optionen zu finden. Die Türkei ist nach Deutschland das zweitgrößte Land, das russisches Gas importiert. Daher hatte es - auch wenn es den Preis für den Transit von russischem Gas durch sein Territorium bekommt – großes Interesse an der Diversifizierung seiner Gasquellen.
Nordstream 1 und 2
Sie sind zwei der größten Pipeline-Projekte Russlands. Die Gasleitungen verlaufen durch die Ostsee nach Deutschland, und sie sind für politische und stategische Planungen von Bedeutung. Das liegt an ihrem Einfluss auf die internationalen Beziehungen und auf die politischen Konflikte einerseits zwischen Amerika, Russland und Europa und andererseits zwischen den verschiedenen europäischen Staaten. Amerika glaubt, dass diese Projekte Russland einen großen Einfluss auf Europa verschaffen und wendet daher immense Anstrengungen auf, sie zu vereiteln. Die Länder Europas sind sich in dieser Hinsicht uneins, und die Staaten, die einen Bedarf und ein Interesse am Import von Gas aus Russland haben, sind dem Druck und den Sanktionen Amerikas, die es den Ländern androht oder auferlegt, die zur Umsetzung dieser Projekte beitragen. Tatsächlich verwirklichen diese Projekte Russlands vitale Interessen sowohl wirtschaftlich als auch politisch.
Eines der Ziele dieser Leitungen aus russischer Sicht ist die Errichtung eines riesigen Erdgas-Pipeline-Netzes, verteilt auf mehrere Ländern bzw. Regionen der Welt, um eine flexible Infrastruktur mit Alternativen im Bereich des Erdgasexports zu haben. Ein wichtiges Ziel, was die Nordstream-Leitungen betrifft, ist es, beim Transport von russischem Gas nach Europa auf die Ukraine zu verzichten, da die politischen Positionen und Interessen beider Länder vielen Diskrepanzen unterliegen und miteinander kollidieren. Daher bemüht sich Russland, der Ukraine zu schaden und sie zu schwächen.
Bevor die Nordstream-Leitung sich auf zwei Pipelines verteilen, folgt sie einer nördlichen Route nach Europa und versorgt hauptsächlich die nördlichen Länder. Sie ist unter mehreren Namen bekannt, darunter Nord Stream, Nordeuropäische Gaspipeline, Deutsch-Russische Gaspipeline und Ostsee-Pipeline. Es ist die längste Unterwasserpipeline, die mit einer Länge von 1.224 km im russischen Wyborg an der Ostsee beginnt und in Greifswald an der deutschen Küste endet. Die Jahreskapazität beträgt 55 Mrd. Kubikmeter gleichmäßig verteilt auf zwei parallel verlaufende Stränge. Die Verlängerung der Leitungen eines der beiden Stränge begann im April 2010 und wurde im November 2011 in Betrieb genommen. Anschließend wurde der zweite Strang erweitert und im November 2012 in Betrieb genommen. 2011 erschienen Studien zur Energieversorgung dieser beiden Zweige mit zwei zusätzlichen Strängen, d.h. noch ein drittes und viertes zur Erhöhung der jährlichen Gesamtkapazität auf 110 Kubikmeter. So kam es zu den Bezeichnungen „Nordstream 1“ und „Nordstream 2“.
Mit der Umsetzung von Nordstream 2 wurde im Januar 2018 begonnen und sollte Mitte 2020 in Betrieb gehen. Doch Amerika ging gegen dieses Projekt vor und behinderte es, indem es Unternehmen und Länder, die zu seiner Umsetzung beitrugen, mit Sanktionen belegte. Das Projekt wurde auch von vielen mittel- und osteuropäischen Ländern abgelehnt, die argumentierten, dass diese Pipeline den Einfluss Russlands in der Region erhöhen würde. So führte „Nordstream 2“ zur Entfachung eines massiven politischen Krieges zwischen Amerika und Russland und zu einer Spaltung der Positionen der europäischen Länder untereinander. Deutschland stand an der Spitze der Länder, die es unterstützten, und die den Druck der USA ablehnten, die das Projekt zum Erliegen bringen wollten, sodass der Termin für die Fertigstellung wiederholt verschoben werden musste. Zuletzt erwartete man, dass das Projekt vor Ende 2021 fertiggestellt wird.
Russland suchte und sucht nach strategischen Alternativen, um die Vielfalt seiner Gaszugänge zu Europa zu verbessern. Darunter der Bau der Gaspipeline „Nordstream“, die Russland und Deutschland verbindet und dann neben Griechenland und Italien auch Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich durchquert. Mit dieser Linie wollte Russland zwei Ziele gleichzeitig erreichen. Erstens: Die Schrittweise Reduzierung des Gasvolumens, das durch die Ukraine nach Europa gelangt. Zweitens: Die Ukraine zu bestrafen, indem ihre Bedeutung als wichtiges Transitland für russisches Gas herabgesenkt wird.
Europäische Länder haben Angst vor Nordstream 2 wegen seiner zu erwartenden wirtschaftlichen und strategischen Auswirkungen auf Länder im Osten und der Mitte des Kontinents, die fast vollständig von russischem Gas abhängig sind oder werden.
Es gab zahllose Nachrichten über die Zuspitzung des amerikanisch-russischen Konfliktes um das Nordstream 2-Projekt und seine Gefährlichkeit, darunter die Erklärung des ehemaligen US-Außenministers Mike Pompeo vom 21. September 2020, Washington stehe kurz vor der Bildung einer Allianz zur Vereitelung des Nordstream 2-Projekts. Darauf entgegnete der russische Abgeordnete Mikhail Sheremet, dass die Bemühungen der Vereinigten Staaten, das Projekt Nordstream 2 zu blockieren, das System der modernen internationalen Wirtschaftsbeziehungen untergraben und damit einen direkten Weg zum Abgleiten in einen neuen Krieg eröffnen würde, der die friedliche Koexistenz der Menschheit gefährde. Der russische Abgeordnete betonte, dass die Vereinigten Staaten daran arbeiten, das Projekt mit einem ganz klaren Ziel zu politisieren, nämlich Gewinne einzufahren und ihre gescheiterte Wirtschaftspolitik auf Kosten der europäischen Länder zu korrigieren, indem sie ihnen amerikanisches Flüssiggas verkaufen. (Mauqi‘ al-Ahd)
Washington droht seit langem allen mit Sanktionen, die sich an diesem Projekt beteiligen, und warnt vor weitreichenden Konsequenzen. Diejenigen, die diese Drohungen ablehnen, kommentierten, dass diese eine große Gefahr bergen. Der Kreml und russische Beamte bezeichneten die US-Maßnahmen in dieser Hinsicht als besorgniserregend und die Sanktionen als rechtswidrig. Deutschland hat sich immer verärgert und entschieden dagegen aussgesprochen, was dazu führte, dass von einem Dilemma gesprochen wurde, in dem sich Präsident Biden befinde, als er sein Amt übernahm, sodass die neue US-Regierung zu einer engen Zusammenarbeit mit Deutschland zurückkehren wollte. Doch Nordstream 2 war da immer noch ein Stolperstein in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Das Murren, die Meinungsverschiedenheiten und die widersprüchlichen Interessen zwischen Amerika, Russland und den europäischen Ländern haben ein Stadium erreicht, das eine Wirtschaftsschlacht zwischen Amerika und Deutschland ankündigte. Und Amerika drohte, deutsche Unternehmen zu bestrafen, unter dem Vorwand, es gebe Moskau wirtschaftlichen und politischen Einfluss über Europa und würde die Energiesicherheit in der EU untergraben. Europäische Erklärungen wurden auf hoher Ebene abgegeben, die bestätigten, dass die europäische Energiepolitik in Europa und nicht in den Vereinigten Staaten bestimmt werde. Deutsche und Russen bekräftigten, dass alle an dem Projekt beteiligten Unternehmen - auch die europäischen - entschlossen seien, die Umsetzung abzuschließen. Bundeskanzler Scholz hatte erst vor zwei Monaten verkündet, Nordstream 2 sei ein wirtschaftliches Projekt, das nichts zu tun habe mit dem anhaltenden Konflikt in der Ukraine.
Daher bedeutete seine Ankündigung vor wenigen Tagen, das Projekt einzustellen, ein großer Sieg für die Vereinigten Staaten und ihren Präsidenten Biden. Die Möglichkeit, diese Aussetzung aufzuheben, bleibt bestehen und wird abgewartet. Es wird erwartet, das es Tendenzen in Deutschland und mehreren europäischen Ländern gibt, die sich weigern, dieses Projekt, Nordstream2, abzubrechenund damit die Ankündigung zurückweisen, die unter schwierigen, und ungewöhnlichen internationalen und regionalen Umständen gemacht wurde.